Ist meine Blumenwiese wirklich insektenfreundlich?

Mythenreihe über insektenfreundliches Gärtnern: Was wirklich hilft, um Wildbienen, Schmetterlinge und Co. zu unterstützen

Immer mehr Menschen möchten sich in ihrem Garten oder auf dem Balkon für Wildbienen und Schmetterlinge einsetzen – und das ist großartig! Gärten und Balkone können zwar nicht den gesamten Rückgang der Biodiversität stoppen, aber sie können als wertvolle Oasen im urbanen Raum einen entscheidenden Beitrag leisten. Oft sind es die besten Absichten, die uns zu insektenfreundlichen Maßnahmen bewegen. Doch leider kursieren auch viele Missverständnisse und falsche Informationen zu diesem Thema. In dieser Reihe räume ich mit den häufigsten Mythen auf und zeige dir, wie du deinen Garten und Balkon tatsächlich zu einem Paradies für Insekten machen kannst. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!


Mythos 1: „Ich habe eine Blumenwiese – also ist mein Garten perfekt für Insekten!“

Viele Gärtner*innen sind überzeugt, dass eine bunte Blumenwiese automatisch ein Insektenparadies ist. Doch hier gibt es einen wichtigen Unterschied: Viele der Blumenmischungen aus dem Baumarkt bestehen aus nicht heimischen Pflanzen, die wenig oder gar keinen Nektar und Pollen bieten. Diese Mischungen sind oft in erster Linie für die Optik und Ästhetik gezüchtet und berücksichtigen die Bedürfnisse der Insekten nicht. Tatsächlich sind es die Wildpflanzen in ihren natürlichen, nicht gezüchteten Formen, die den Insekten wirklich zugutekommen – sie sind auf die Gewohnheiten der Tiere abgestimmt und bieten wertvolle Nahrungsquellen.

Blumenwiese mit Zuchtformen - schön für’s Auge - aber keine Hilfe für Wildbienen & Co.

Ein Indiz dafür, dass eine Blühmischung für Insekten wenig geeignet ist, sind große, auffällig bunte Blüten, die oft aus Züchtungen stammen. Die heimischen Wildblumen hingegen bestechen durch ihre zarte, zurückhaltende Schönheit, mit kleinen Blüten und eher sanften Farben. Wenn auf der Packung keine Angaben zur Herkunft der Pflanzen zu finden sind, ist das meist ein Hinweis darauf, dass das Saatgut besser nicht verwendet werden sollte. 

Besser: Setze auf heimische Pflanzen wie Wiesensalbei, wilde Möhre oder Margeriten, die nicht nur das lokale Klima bestens vertragen, sondern auch den Insekten eine reichhaltige Nahrungsquelle bieten. Achte darauf, nur Blühmischungen zu kaufen, bei denen explizit vermerkt ist, dass sie aus heimischen Wildpflanzen bestehen. Leider sind diese oft nicht im Baumarkt zu finden, sodass ein Online-Kauf nötig sein könnte. Der Aufwand lohnt sich jedoch – die zahlreichen Wildbienen und Schmetterlinge, die deinen Garten besuchen werden, werden dich für deine Mühe reich belohnen!

Blumenwiese mit wilder Möhre, Schafgarbe, Wegwarte & Co. Diese heimischen Pflanzen sind eine echte Bereicherung für die Insektenwelt!

Pflege: Um eine Blumenwiese zu erhalten, ist es entscheidend, sie regelmäßig zu mähen. Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, die summende Oase niederzuschneiden, so ist dieser Schritt doch unerlässlich, um die Artenvielfalt zu bewahren. Ohne regelmäßiges Mähen würden sich immer dieselben Pflanzenarten durchsetzen, und die Biodiversität würde zunehmend schrumpfen. Am besten sollte das Mähen von Hand mit einer Sense oder Sichel erfolgen, um den Insekten ein Überleben zu ermöglichen. Die abgeschnittenen Pflanzen können ein bis zwei Tage auf der Wiese verbleiben, damit sie sich noch versamen können. Danach ist es wichtig, das Mahdgut zu entfernen. Der optimale Zeitpunkt für die Mahd ist erreicht, wenn die Margeriten ihre Blüten vollständig entfaltet haben. Noch besser wäre es, wenn ihr die Wiese in Etappen mähen könntet – nicht alles auf einmal, sondern jede Woche ein Stück. Ab dem Spätsommer sollte das Mähen eingestellt werden, damit die Wiese den Insekten als Winterquartier dienen kann.

Eine Blumenwiese mit heimischen Wildblumen schenkt vielen Wildbienen und Schmetterlingen einen Lebensraum!

Das Anlegen einer Blumenwiese ist so viel mehr als nur eine ästhetische Entscheidung – sie ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Indem wir uns bewusst Zeit nehmen, die Wiese mit Bedacht zu mähen und die Bedürfnisse der Insekten zu berücksichtigen, schaffen wir einen lebendigen Lebensraum für viele kleine Wesen. Es mag zwar etwas Aufwand erfordern, doch jeder Schritt zählt und trägt dazu bei, die natürliche Schönheit und das Gleichgewicht unserer Umwelt zu bewahren. Also, nehmt euch die Zeit, die Blumenwiese zu pflegen – für die Natur, die Insekten und auch für uns selbst.

Weiter
Weiter

Staketenzaun selbst bauen – so geht’s!